1913 wurde die Kleinbahn Rennsteig-Frauenwald (KRF) eröffnet.
Die Waggonfabrik Gottfried Lindner A.G. in Ammendorf bei Halle (aus der später die weithin bekannte
VEB Waggonbau Ammendorf hervorging) lieferte ab 1912 an mehrere Kleinbahnen 4-achsige
kombinierte Personen-, Post- und Gepäckwagen mit 8 gepolsterten Sitzen der 2. und 40 Holzsitzen der
3.Klasse. Den ersten dieser Wagen erhielt die Kleinbahn Rennsteig - Frauenwald (KRF), ein weiterer
ging an die etwa zeitgleich eröffnete Obereichsfelder Kleinbahn Silberhausen - Hüpstedt (OEK). Zwei
weitere Wagen wurden ca. 1916 an die Kyffhäuser-Kleinbahn (Artern - Berga-Kelbra) geliefert. Diese
waren wegen der deutlich größeren Streckenlänge mit Toiletten ausgerüstet. Auch die Genthiner
Kleinbahn hat einen Wagen dieser Bauart erhalten. Vom Abteil 2.Klasse konnte man über einen
Seitengang am Postabteil vorbei ins Gepäckabteil und von dort in das Sitz- und das Traglastenabteil
gelangen. Das Post- und das Gepäckabteil hatte Schiebetüren auf beiden Seiten.
Die Wagen hatten ein stählernes Untergestell. Hierauf ruhte ein hölzerner Wagenkasten, der von außen
mit Blech verkleidet war. Geheizt wurde mit Dampf von der Lokomotive, das Postabteil verfügte
zusätzlich über einen Ofen mit Rauchabzug auf dem Dach. Ursprünglich hatte der Wagen eine
Saugluftbremse und wurde mit Petroleum beleuchtet. Somit vereinte der Wagen alles notwendige unter
einem Dach.
In den 30er Jahren ließ die KRF ihren Wagen auf elektrische Beleuchtung umrüsten, etwas später wurde
die Vakuumbremse von einer Druckluftbremse ersetzt. So überstand der Wagen der KRF den 2.
Weltkrieg und wurde 1949 von der Deutschen Reichsbahn (DR) übernommen. Kurz darauf erfuhr der
Wagen grundlegende Umbauten: Die bis dahin offenen Bühnen wurden von geschlossenen ersetzt, das
Postabteil mit dem Gepäckabteil vereinigt. Der Materialknappheit dieser Jahre ist es wohl zuzuschreiben,
dass auf der Seite, wo der Bahnsteig in Allzuhah war, ledigleich eine Drehtür eingebaut wurde, auf der
anderen Seite zwei unterschiedlich breite. So war der Wagen bis Ende der 50er Jahre auf seiner
Heimatstrecke eingestzt. Etwa 1960 soll er noch auf die Strecke (Meiningen-) Rentwertshausen -
Römhild "versetzt" worden sein. Sein weiterer Verbleib ist unbekannt. Der Wagen der OEK wurde zu
einem reinen Personenwagen umgebaut, behielt aber seine offenen Bühnen. In dieser Form wird er von
den Freunden der Halle-Hettstedter Eisenbahn nach und nach in seine ursprüngliche Form
"zurückgebaut", um an die mittlerweile verschwundene Ammendorfer Fahrzeugbau-Tradition zu erinnern.
...
...
|
|